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Fahrermangel im Transportwesen

Fahrermangel im Transportwesen

Eine persönliche Geschichte: Als Unternehmensberater*innen sind wir oft und lange unterwegs – häufig auch auf der Autobahn. Vor einigen Jahren, während einer langen Autofahrt durch Deutschland, machte ich auf einem Rastplatz eine Pause.

Neben mir parkte ein LKW-Fahrer, der sich offensichtlich auf eine ähnlich lange Pause vorbereitete. Wir kamen ins Gespräch, und er erzählte mir von seinem Leben auf der Straße – von den endlosen Stunden hinter dem Steuer, den Nächten in kleinen Kabinen und den seltenen Besuchen zu Hause. Er sprach auch von den Problemen in der Branche: Zu wenig Nachwuchs, lange Arbeitszeiten und eine mangelnde Wertschätzung für seinen Beruf. Dieser Austausch blieb mir im Gedächtnis und ist heute aktueller denn je.

 

Der aktuelle Zustand

Deutschland steht heute vor einem ernsthaften Problem: Es fehlen Berufskraftfahrer. Bereits im letzten Jahr fehlten gemäß einiger Studien bis zu 70.000 Fahrer. Zusätzlich werden jährlich ca. 30.000 LKW-Fahrer in den Ruhestand gehen, was bis zum Jahr 2030 etwa einem Drittel der aktuell aktiven Fahrer entspricht. Dadurch steigt das Defizit auf schätzungsweise bis zu 250.000 Berufskraftfahrer im Jahr 2030 an.

Obwohl die Politik bereits einige Maßnahmen ergriffen hat, um dem Fahrermangel entgegenzuwirken – wie die Förderung von Ausbildungsprogrammen oder Erleichterungen bei der Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen – sind diese Schritte oft nicht ausreichend oder kommen zu langsam. Die bürokratischen Hürden und der langwierige Prozess der Integration ausländischer Fahrer in den deutschen Arbeitsmarkt verschärfen das Problem zusätzlich.

Der Mangel an qualifizierten Fahrern führt zu Lieferverzögerungen, erhöhten Transportkosten und letztlich zu Problemen in der gesamten Lieferkette. Die Situation ist so angespannt, dass viele Unternehmen händeringend nach Lösungen suchen, um ihre Logistik am Laufen zu halten. Gleichzeitig steigt das benötigte Transportvolumen stetig weiter an.

Grafik Herausforderungen des Fahrermangels für Spediteure vs. Industrie

Unternehmerische Stellhebel

Grundsätzlich ergeben sich für Unternehmen 3 Gestaltungsfelder gegen die Personalknappheit von Berufskraftfahrern:

  1. Personalbindung
  2. Personalgewinnung
  3. Rahmenbedingungen Industrie

Unter den Aspekt der Personalbindung fallen sämtliche Themen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Es bedarf gemeinsamer Anstrengungen von Spediteuren und Verladern, um beispielsweise hochwertige Ruhe- und Erholungseinrichtungen auf den Werksgeländen bereitstellen zu können. Auch sind Themen wie Wertschätzung oder Arbeitszeitregelungen davon betroffen.

Attraktivere Arbeitsbedingungen sowie eine angemessene Vergütung unterstützen sowohl die Personalbindung als auch die Personalgewinnung. Eine gezielte Rekrutierung von Fahrern aus verschiedenen Quellen, wie beispielsweise Schulen, Jobmessen etc. erweitern den potenziellen Bewerber-Pool.

Bei der TMG legen wir den Fokus für unsere Kunden jedoch auf die Rahmenbedingungen der Industrie. Hier können wir mit unserem gesamtheitlichen Beratungsansatz den größten Stellhebel aktivieren, nämlich durch folgende 3 Themenschwerpunkte:

  • Kontinuierliches Transportmanagement
  • Netzwerkoptimierung und Modal Split
  • Partnerschaftliche Kooperationen

Ein kontinuierliches Transportmanagement sollte idealerweise die Steigerung von Effizienzen in sämtlichen Prozessen zur Folge haben, wodurch Transporte besser ausgelastet und zielgerichteter eingesetzt werden können. Beispielsweise kann durch eine kontinuierliche Routensimulation und -optimierung das Transportvolumen stetig getrackt werden. Eine regelmäßige Prüfung der Transportrouten hinsichtlich Optimierungspotenzialen kann die Konsolidierung bzw. Entkoppelung von Routen bedeuten. Auch kann dadurch eine tagesoptimale Auswahl der Routen erfolgen und eine Optimierung der Ausnutzung von bereits vorhandenen Ladungskapazitäten vollzogen werden.

Grafik Steuerbild von Maßnahmen gegen LKW-Fahrermangel

Durch eine Optimierung des vorhandenen Logistiknetzwerkes können Transporte weiter reduziert bzw. ganz vermieden werden – der nicht benötigte Transport ist immerhin der günstigste Transport! Durch eine Überprüfung der Quelle-Senke-Beziehungen und die ggf. notwendige Optimierung der Transportbeziehungen durch eine Dezentralisierung des Logistiknetzwerkes kann dies erreicht werden. Auch kann in diesem Zuge eine Bestandsoptimierung innerhalb der einzelnen Knotenpunkte und Lagerstandorte erfolgen, beispielsweise durch die Anpassung der Bestandsstrategien je nach Lager und der jeweiligen Kundenbedürfnisse. Außerdem kann der Modal Split – also die Umverteilung von Transporten auf verschiedene Verkehrsträger wie LKW, Güterzug, Luft- und Seefracht – zu einer Entlastung führen.

Eine zusätzliche Entlastung der vorhandenen Berufskraftfahrer kann der Einsatz neuer Technologien sowie die Entwicklung von partnerschaftlichen Kooperationen mit sich bringen. So können die Arbeitsbedingungen durch mobile Applikationen, z.B. zur Kommunikation mit Disponenten und Verladern, zur digitalen Zeiterfassung sowie zum digitalen Abruf von Frachtdokumenten und Ladungsverfolgung, kurzfristig verbessert werden. Auch kann das Fahren an sich sowohl für den Fahrer als auch für andere Verkehrsteilnehmer deutlich sicherer gestalten werden – mittlerweile sind umfassende Assistenzsysteme in nahezu jedem neuen Nutzfahrzeug enthalten. Ein weiterer Schritt ist der Einsatz von Telematiksystemen für einen schlanken Verwaltungsprozess. Könnte man noch einen Schritt weiter gehen, werden Technologien wie Platooning oder Teleoperation in den nächsten Jahren sicherlich vermehrt eingesetzt – dafür bedarf es oftmals starken Partnerschaften mit anderen Playern der Branche, um hier eine effiziente Lösung zu finden.

 

Fazit

Der Mangel an Berufskraftfahrern stellt nicht nur die Logistikbranche vor große Herausforderungen. Politische Maßnahmen allein reichen nicht aus, um das Problem zu lösen. Spediteure und Verlader müssen proaktiv werden und durch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und eine durchgängige Prozessoptimierung innovative Lösungen finden. Nur so kann die Branche langfristig stabil und erfolgreich bleiben – und durch komplexe Lieferketten in nahezu allen Bereichen des Lebens ist dies im Interesse von uns allen.

Wenn Sie Interesse an weiteren Informationen zu diesem Thema haben, können Sie sich hier
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